Lumix Festival · Symposium „Wie managen wir die Bilderflut?“

Im Rahmen des Lumix Festivals organisierte die DGPh für den 20.06.2014 eine Vortragsreihe zu den Herausforderungen im Umgang mit den heutigen Bildermassen.

Das Symposium war überwiegend auf die Belange von Professionals ausgerichtet. Zentrales Thema war die Effizienz bei Vertrieb und Verwaltung von Bildern zwischen Berufsfotografen, Bildagenturen und Redaktionen. Sicherlich gelten die wirtschaftlich geprägten Anforderungen der Professionals nicht identisch für Amateure, die vorgetragenen Erfahrungen und die Empfehlungen für einen optimierten Umgang mit dem Produkt Bild lassen sich jedoch auf alle „Pixelmineure“ übertragen.

Lumix Festival · Media Center

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Andreas Gebhard von gettyimages hat in seinem Vortrag mit drei „Regeln“ das Wesentliche meines Erachtens gut zusammengefasst. Angereichert mit Aussagen aus den weiteren Vorträgen und meinen eigenen Einschätzungen ergänzt, möchte ich diese wiedergeben:

Nur die besten Bilder!
Dies ist natürlich von besonderer Wichtigkeit, wenn ihr eure Bilder im professionellen Markt anbieten möchtet. Die Konkurrenz ist groß und vor allem grenzenlos. Im Zeitalter der globalen Vernetzung wird den Fotoagenturen und Bildredaktionen zu den meisten Themen erdrückend viel Material angeboten. Diese Empfehlung lässt sich ebenso auf die Anfänger, Amateure, Familienchronisten und alle weiteren übertragen, ihr seid quasi eure eigene Bildagentur, eure eigene „Fotobuch-Redaktion“: Die Bild-Gurken rigoros aussortieren damit sie die fotografischen Perlen nicht überfluten. Welchen Wert haben 15 Fotos von Oma an Ihrem 70. Geburtstag, wenn diese sich im Prinzip nur durch Omas Augenaufschlag oder durch den automatischen Weißabgleich der Kamera unterscheiden? Wenn möglich gilt hier natürlich: Bereits beim Fotografieren vorausschauend und selektiv agieren, damit ihr als Bildagentur und Redaktion noch den Überblick behalten könnt.

Effektiv und Effizient verschlagworten!
Im Zeitalter der digitalen Fotografie ist die Nutzung von Metadaten Pflicht. Ohne diese können Bilder nicht oder nur unter erheblichen Schwierigkeiten gefunden werden. Moderne Software unterstützt diesbezüglich alle Anwender mit datenbankgestützten Katalogfunktionen effektiv und für kleines Geld, konform zu den Standards EXIF und IPTC. Umfang und Aufwand der Verschlagwortung sollten dabei effizient gestaltet werden. Für Professionals ist dies aus Gründen einer erfolgreichen Vermarktung quasi unerlässlich, wenn wohl auch derzeit nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Hier gilt es mit wenigen aber treffenden Schlüsselwörtern erfolgreich zu sein. Wie bei der Motivsuche gilt es ebenso bei der Verschlagwortung Gespür für den „Zeitgeist“ zu besitzen und diesen in den gesamten fotografischen Workflow einzubringen. Wann sind gefragte Motive zu aktuelle Themen am Markt ausgereizt und: Welche (zusätzlichen) Schlüsselwörter könnten in deren Umfeld von künftigem Interesse sein? So berichtet Jörg Buschmann / Süddeutsche Zeitung von einer Situation, in der Aufnahmen aus Kiew gesucht wurden, welche die Rückkehr zum „normalen“ Leben abbildeten. Ein Kor­re­s­pon­dent der Süddeutschen hatte dies berichtet, mit entsprechenden Schlüsselwörtern konnte die Bildredaktion der Süddeutschen jedoch keine Bild-Treffer generieren (die Suche erfolgte über ca. 300 Bildagenturen). Für den Hobbyfotografen dürfte je nach Inhalt und Umfang der eigenen Fotosammlung die Verschlagwortung mal mehr, mal weniger aufwändig ausfallen. Wichtig sind klare Schlüsselwörter zu Zeit, Ort und Personen bzw. Motiv. Alles Merkmale, an die wir uns erfahrungsgemäß erinnern. Eine Baumstruktur der Schlüsselwörter erspart dabei einiges an Erfassungsaufwand. Da es reichlich Beiträge und Tipps zur Verschlagwortung und zum Aufbau von strukturierten Schlagwortkatalogen im Internet gibt, erspare ich euch weitere diesbezügliche Ausführungen in meinem Beitrag.

Prioritäten setzen!
Wir können nicht alles perfekt, die Bedingungen sind nicht immer perfekt, folglich können auch nicht all unsere Aufnahmen perfekt sein. Warum aber in die nicht zufriedenstellenden Ergebnisse weiterhin Zeit investieren? Fokussieren wir unsere Kraft doch besser auch nach dem kreativen Teil Shooting auf die bedeutenden „Augenblicke“. Andreas Gebhard hat dies zwar vorrangig unter dem Aspekt der Verschlagwortung mit der These „wertvollere Bilder bekommen mehr Aufmerksamkeit“ zum Ausdruck gebracht, ich verstehe diese übergreifend für den gesamten Prozess, also von der Aufnahme über die Entwicklung bis hin zur Bildpräsentation. Welche Bilder packen mich als Fotograf? Welchen Entwicklungs-Aufwand sind mir die Bilder wert? Und natürlich auch: Welche Bedeutsamkeit besitzen die Bilder, welche Schlagworttiefe sind sie mir wert.

 

Zurück zur eigentlichen Fragestellung: Wie managen wir die Bilderflut?
„Das“ Patentrezept gibt es nicht. Es wäre meines Erachtens auch nicht erstrebenswert. Die Ansprüche in der Bildverwaltung und -archivierung sind diesbezüglich in allen Anwendungsbereichen zu vielschichtig. Die Interessen hinsichtlich der effizienten Bildverwaltung sind bei Amateuren und Professionals unterschiedlich (Zeit vs. Kosten, Profikamera vs. Smartphone etc).

Dennoch ist ein gemeinsamer kleinster Nenner im Sinne der obigen Regeln festzuhalten. Löschen ist durchaus eine Lösung, wenn diverse minderwertigere „Kopien“ des Motivs vorliegen. Bei umfangreichen Bild-Beständen ist eine effiziente Verschlagwortung Pflicht, losgelöst von der Frage, ob ich Profi bin oder nicht.

Was noch?
Insgesamt wurden sehr viele hilfreiche Ratschläge für gestandene und angehende Professionals gegeben. Alle hier aufzuzählen ist wenig sinnvoll, da das Meiste je nach Situation mehr oder weniger Sinn macht (Dieser Artikel ist eh schon zu lang 😉 ).
Dem gesamten Prozess begleitend und von hoher Wichtigkeit ist die regelmäßige Sicherung meiner Daten, also Bilder inklusive der Katalogdaten und der individuellen Programmeinstellungen.
Einen speziellen Fall stellen die Smartphone- und Tablett-Fotografen dar. Sie nutzen fast ausschließlich integrierte Apps als Lösungen für Verschlagwortung, Präsentation und Backup. Leider sind diese nur bedingt geeignet, beispielsweise sind die Schlagwortsysteme der Dienste im Web untereinander nicht kompatibel, bei Einschränkungen oder Abschaltung dieser Dienste müssen die archivierten Bilder im schlimmsten Fall komplett erneut verschlagwortet werden. Ebenso ist es derzeit bei vielen Webdiensten problematisch, dass die Schlagworte teilweise überhaupt nicht exportierbar sind, beispielsweise die Markierungen von Personen in Bildern bei Facebook. Sascha Lobo kritisierte diese Problematik übrigens bereits in 2012 generell unter der Schlagzeile „Euer Internet ist nur geborgt„. Außerdem löschen viele Webdienste sämtliche EXIF und IPTC Metadaten, dieses Vorgehen macht sie als Archiv- oder Backup-Lösung somit von vornherein völlig unbrauchbar.

Für die Referenten:
Danke an Andreas Gebhard für den Einblick in die Denkweise einer Bildagentur, ebenso an Jörg Buschmann für den eindrucksvoll dargestellten Alltag einer Bildredaktion mit seinen Herausforderungen an einem ganz „normalen“ Tag (14.000 Bilder zum Frühstück 😮 ).
Frau Prof. Dr. Boll und allen weiteren Referenten gilt ebenso der Dank für die vielen Anregungen sowie die zahlreichen Aussagen, welche mich in meinem momentanen Vorgehen bestätigt haben (Qualität zählt, Mut zum Löschen).

Präsentation:
Die Folien von Andreas Gebhardt sind unter der folgenden URL verfügbar.
https://speakerdeck.com/agebhard/wie-man-in-der-bilderflut-nicht-ertrinkt
Anschauen lohnt sich, nicht nur wegen der imposanten Fotografien, welche die erste Hälfte der Präsentation ausmachen.